Blauen Narzisse. DER KOSOVO IST SERBISCH (Dragana Trifkovic)Published: Blauen Narzisse. 10.06.2015.

DER KOSOVO IST SERBISCH (II)

Vor genau 16 Jahren endete der Kosovokrieg. Frieden gibt es bis heute nicht. Die serbische Publizistin Dragana Trifkovic erklärt die Motive und Folgen des Nato-Angriffs.

Nach jahrzehntelangen Versuchen, dem Rest der Welt die Demokratie aufzuzwingen, sind die USA die weltweit am meisten gehasste Nation geworden. Wenn jemand noch nicht erahnt, wie Freiheit nach den US-amerikanischen Kriterien auszusehen hat, dann muss er die südserbische Provinz namens Kosovo und Metohija besuchen.

Nicht allein die Denkmäler und Kirchen sind eingezäunt, sondern auch die Menschen. Für die Serben, die in dieser Region in ethnischen Enklaven leben, ist die „Freiheit“ auf einen Radius von wenigen Kilometern beschränkt.

Falsche Anschuldigungen und falsche Bilder

Auf einem Teil des serbischen Territoriums wurde mithilfe der Nato-Bomben und der Terroristen der UCK ein falscher Staat begründet. Der Grund für die Schaffung diesesNATO-„Staats“ war der Wunsch der USA, in Kosovo und Metohija eine Militärbasis zu errichten. Da Serbien die Aufforderung, sich besetzen zu lassen, nicht akzeptierte, wurden die Intervention mit dem Schutz sogenannter „Menschenrechtsaktivisten“ begründet. Die westlichen Medien haben Serbien zudem des Genozids gegen die albanische Bevölkerung beschuldigt. Um das zu beweisen, haben sie Fotos uniformierter UCK-Terroristen, die bei einem Angriff auf serbische Sicherheitskräfte getötet wurden, präsentiert.

1999 begann die Nato mit ihrem Angriff auf Serbien, dem ehemaligen Jugoslawien, ohne Zustimmung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen. Damit haben sie internationales Recht aufgehoben, die etablierte Weltordnung verletzt und im Gegenzug die Herrschaft der Gewalt durchgesetzt. Die Bombardierung serbischer Städte und Bürger dauerte 78 Tage, in dieser Zeit wurden über 40.000 Bomben, Geschosse und Raketen gegen Serbien eingesetzt.

Die Nato schreckte auch nicht davor zurück, verbotene Waffen mit abgereichertem Uranium und Streubomben zu verwenden. Aus dem Bericht eines der führenden Köpfe des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Bakary Kante, geht hervor, dass die Nato in Serbien mehr als zehn Tonnen abgereichertem Uraniums hinterlassen hat. Die ökologischen Folgen sind katastrophal – und sie haben eine Krebs-Epidemie ausgelöst. Die Opfer der Nato-Aggression sind nicht allein die Zivilisten, die von Bomben getroffen wurden – insgesamt bis zu 2.500 Tote und 12.000 Verletzte – sondern auch die, bei denen der Angriff ernsthafte Krankheiten verursacht hat. Ebenso betroffen sind die nächsten zehn Generationen derer, die durch von abgereichertem Uranium verursachten Krebs sterben werden. Das sind, in aller Kürze, die entscheidenden Folgen des Angriffes von 19 Staaten auf Serbien im Jahr 1999.

Verbrechen auf Verbrechen

Die Bombardierung wurde aufgrund einer politischen Entscheidung der damaligen serbischen Führung beendet: Sie unterzeichnete am 9. Juni 1999 das Abkommen von Kumanovo, infolgedessen einen Tag später der UN-Sicherheitsrat die sogenannte „Kosovo-Resolution“ erließ. Seitdem befand sich die südliche Provinz Serbiens unter Kontrolle der NATO bzw. der „Kosovo-Truppe“ (KFOR) – unter Beteiligung der UN-Mission im Kosovo (UMNIK) – und später der „Rechtsstaatlichkeitsmission der Europäischen Union im Kosovo” (EULEX). Was die serbische Bevölkerung erlitten hat, seitdem die Nato gekommen ist, kann nicht in einem Artikel beschrieben werden.

Ein besseres Zeugnis davon wird durch Bilder und Videos der von Albanern organisierten Pogrome abgelegt. Diese Verbrechen wurden stillschweigend von Nato-Offizieren unterstützt, die bei dieser Terrorkampagne gegen serbische Zivilisten zuschauten. Verkohlte Überreste serbischer Häuser und Kirchen verweisen auf die vermeintlich zivilisierten Verbündeten der USA und der EU – nämlich Terroristen und Mörder. Und diese Verbrecher haben die Spuren ihrer Taten nicht verwischt. Denn niemand hat sie für das verurteilt, was sie verbrochen haben. Zahlreiche mittelalterliche Klöster in Kosovo und Metohija, die circa 500 Jahre dauernde türkische Besatzung überdauert haben, überlebten den Einmarsch der westlichen Demokratie nicht. Seit der Ankunft der NATO-Truppen wurden über 150 Kirchen und Klöster zerstört. Der Genozid traf nicht nur die lebenden, sondern auch die toten Serben. Über250 orthodoxe Friedhöfe wurden entweiht. Über 200.000 Serben wurden in Folge einer „ethnischen Säuberung“ vertrieben.

Ausradierung der Geschichte

Als die heftigsten Angriffe auf Serben in Kosovo und Metohija stattfanden, während Albaner mittelalterliche serbische Klöster und serbische Häuser angriffen, vermittelten die westlichen Medien die Geschichte einer „Stabilisierung der Situation im Land“. Lügen über den Prozess der Entstehung eines „Staats“ namens Kosovo, an dem angeblich Albaner und Serben gleichermaßen teilhaben können, existieren auch heute. Doch in Kosovo und Metohija gab es lediglich einen Prozess der Zerstörung, um die Geschichte dieser Provinz auszuradieren und um Lügen und eine verkehrte Geschichtsschreibung zu ermöglichen.

Serben wurden daran gehindert, zur Heimat ihrer Vorfahren zurückzukehren und ihre zerstörten Kirchen und Häuser wiederaufzubauen. Das Eigentum der Serben in Kosovo und Metohija wurde weggenommen und anschließend an die Institutionen eines vermeintlichen Staates verkauft – oder einfach sofort usurpiert.

Anm. d. Red.: Der zweite Teil des Berichts aus dem Kosovo von Dragana Trifkovic erscheint nächste Woche. In diesem Artikel geht sie auf die Interessen des Westens, die Ausbreitung des Islamismus im Kosovo und die Positionen in Serbien ein. Im November 2014 hat BlaueNarzisse.de hier ein ausführliches Interview mit Trifkovic geführt.

Bild: Trifkovic vor dem zerstörten Erzengelkloster bei Prizren. Diese Grabanlage des serbischen Zaren Stefan Dusan aus dem 14. Jahrhundert wurde 2004 von radikalen Albanern niedergebrannt.